Andreas Bodenstein: Unterschied zwischen den Versionen

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B. ist der Vater des Arztes [[Adam von Bodenstein]].
=== Wittenberg ===
=== Wittenberg ===
Als Sohn eines Kellermeisters in Karlstadt geboren, immatrikulierte er sich 1499 an der [[Universität Erfurt]]. Er wechselte an die [[Universität Köln]], wo er mit den Gedanken des [[Thomas von Aquin]] vertraut gemacht wurde. Daraufhin begab er sich 1505 an die [[Universität Wittenberg]]. Ab 1507 war er Dozent an der Wittenberger Universität. Dort setzte er sich vor allem mit den Schriften [[Wilhelm von Ockham]]s auseinander. 1510 promovierte er im Fach Theologie. Er wurde Professor der Theologie und Diakon an der [[Schloss Wittenberg|Stiftskirche Allerheiligen]], die zur Universität gehörte. [[Martin Luther]] wurde unter Karlstadt promoviert.
Als Sohn eines Kellermeisters in Karlstadt geboren, immatrikulierte er sich 1499 an der [[Universität Erfurt]]. Er wechselte an die [[Universität Köln]], wo er mit den Gedanken des [[Thomas von Aquin]] vertraut gemacht wurde. Daraufhin begab er sich 1505 an die [[Universität Wittenberg]]. Ab 1507 war er Dozent an der Wittenberger Universität. Dort setzte er sich vor allem mit den Schriften [[Wilhelm von Ockham]]s auseinander. 1510 promovierte er im Fach Theologie. Er wurde Professor der Theologie und Diakon an der [[Schloss Wittenberg|Stiftskirche Allerheiligen]], die zur Universität gehörte. [[Martin Luther]] wurde unter Karlstadt promoviert.
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Der Rat rief nach Luther, der die Unruhen beenden sollte. Luther kam gegen den Rat des [[Friedrich III. (Sachsen)|Kurfürsten Friedrich]] von der Wartburg und hielt im März 1522 in Wittenberg seine [[Invokavitpredigten]]. Darin bezeichnete er die Reformationen Karlstadts als gut, kritisierte aber dessen Umsetzungen. Karlstadt nehme in seiner Reformation keine Rücksicht auf die Schwachen.  
Der Rat rief nach Luther, der die Unruhen beenden sollte. Luther kam gegen den Rat des [[Friedrich III. (Sachsen)|Kurfürsten Friedrich]] von der Wartburg und hielt im März 1522 in Wittenberg seine [[Invokavitpredigten]]. Darin bezeichnete er die Reformationen Karlstadts als gut, kritisierte aber dessen Umsetzungen. Karlstadt nehme in seiner Reformation keine Rücksicht auf die Schwachen.  
Nach diesen Unruhen legte Karlstadt seinen [[Prälat]]enrock ab und kleidete sich mit dem Bauernrock. Auch den Doktortitel legte er ab und ließ sich von da an Bruder Andreas nennen. Luther erwirkte für Karlstadt ein Kanzelverbot sowie eine Zensur seiner Schriften <ref>{{Literatur| Autor=Johannes Wallmann| Titel=Kirchengeschichte Deutschlands seit der Reformation
Nach diesen Unruhen legte Karlstadt seinen [[Prälat]]enrock ab und kleidete sich mit dem Bauernrock. Auch den Doktortitel legte er ab und ließ sich von da an Bruder Andreas nennen. Luther erwirkte für Karlstadt ein Kanzelverbot sowie eine Zensur seiner Schriften. Er musste Wittenberg verlassen und ging nach [[Orlamünde]].
| Auflage=| Ort=Tübingen| Jahr=2005| ISBN=| Seiten=44}}</ref>. Er musste Wittenberg verlassen und ging nach [[Orlamünde]].


=== Orlamünde ===
=== Orlamünde ===


1523 ging Karlstadt als Pfarrer ins [[Kurfürstentum Sachsen|sächsische]] [[Orlamünde]].<ref>Vgl. TRE 17, 652,12–21. Heute gehört Orlamünde zu [[Thüringen]].</ref> Dort führte er die Reformation, unterstützt durch die Gemeinde, in seinem Sinne durch. Karlstadt reformierte die Liturgie, schaffte die Kindertaufe ab und entfernte Orgel und Heiligenbilder. In vielen Punkten wie der Bilderfrage und der Abendmahlsfrage ähneln seine Positionen denen [[Ulrich Zwingli|Zwinglis]] und [[Johannes Calvin|Calvins]]. Kurze Zeit stand er auch mit den [[Zwickauer Propheten]] und [[Thomas Müntzer]] in Verbindung, lehnte jedoch Gewalt als Mittel der Reformation ab. Die Gemeinde in Orlamünde verhielt sich in den Bauernunruhen entsprechend passiv. In der Ablehnung von Gewalt und in der Konzeption einer abseits der Welt stehenden Gemeinde ähnelten seine Positionen auch denen der ab 1525 in Erscheinung tretenden Schweizer [[Täufer]]. Im August 1524 kam es zu zwei heftigen Streitgesprächen mit Luther in [[Jena]] und Orlamünde. Im selben Jahr wurde er aus Sachsen vertrieben.
1523 ging Karlstadt als Pfarrer ins [[Kurfürstentum Sachsen|sächsische]] [[Orlamünde]]. Dort führte er die Reformation, unterstützt durch die Gemeinde, in seinem Sinne durch. Karlstadt reformierte die Liturgie, schaffte die Kindertaufe ab und entfernte Orgel und Heiligenbilder. In vielen Punkten wie der Bilderfrage und der Abendmahlsfrage ähneln seine Positionen denen [[Ulrich Zwingli|Zwinglis]] und [[Johannes Calvin|Calvins]]. Kurze Zeit stand er auch mit den [[Zwickauer Propheten]] und [[Thomas Müntzer]] in Verbindung, lehnte jedoch Gewalt als Mittel der Reformation ab. Die Gemeinde in Orlamünde verhielt sich in den Bauernunruhen entsprechend passiv. In der Ablehnung von Gewalt und in der Konzeption einer abseits der Welt stehenden Gemeinde ähnelten seine Positionen auch denen der ab 1525 in Erscheinung tretenden Schweizer [[Täufer]]. Im August 1524 kam es zu zwei heftigen Streitgesprächen mit Luther in [[Jena]] und Orlamünde. Im selben Jahr wurde er aus Sachsen vertrieben.


=== Weitere Stationen ===
=== Weitere Stationen ===
Obwohl Karlstadt ein Bündnisangebot Thomas Müntzers abgelehnt hatte, musste er nach der Niederschlagung der Aufstände fliehen. Luther erwirkte für ihn politisches Asyl in Sachsen, nachdem Karlstadt seine Abendmahlslehre widerrufen hatte. 1529 kehrte er Sachsen endgültig den Rücken. In Norddeutschland traf er auf [[Melchior Hofmann]], einen [[Täufer]]. Auch ein Aufenthalt in [[Pilsum]] in [[Ostfriesland]] ist historisch zu belegen. Sein gesamter Aufenthalt in Ostfriesland beschränkte sich auf acht Monate.
Obwohl Karlstadt ein Bündnisangebot Thomas Müntzers abgelehnt hatte, musste er nach der Niederschlagung der Aufstände fliehen. Luther erwirkte für ihn politisches Asyl in Sachsen, nachdem Karlstadt seine Abendmahlslehre widerrufen hatte. 1529 kehrte er Sachsen endgültig den Rücken. In Norddeutschland traf er auf [[Melchior Hofmann]], einen [[Täufer]]. Auch ein Aufenthalt in [[Pilsum]] in [[Ostfriesland]] ist historisch zu belegen. Sein gesamter Aufenthalt in Ostfriesland beschränkte sich auf acht Monate.


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1530 erneut auf der Flucht, ging Karlstadt nach [[Basel]] und [[Zürich]]. Für ein Jahr hatte er eine Pfarrstelle in [[Altstätten SG|Altstätten]] inne. Auf Fürsprache [[Heinrich Bullinger]]s wurde er 1534 Professor und Pfarrer in Basel. 1537 war er [[Rektor]] der [[Universität Basel]]. Nach einem bewegten Leben starb er dort 1541 in der Weihnachtsnacht an der [[Pest]].
1530 erneut auf der Flucht, ging Karlstadt nach [[Basel]] und [[Zürich]]. Für ein Jahr hatte er eine Pfarrstelle in [[Altstätten SG|Altstätten]] inne. Auf Fürsprache [[Heinrich Bullinger]]s wurde er 1534 Professor und Pfarrer in Basel. 1537 war er [[Rektor]] der [[Universität Basel]]. Nach einem bewegten Leben starb er dort 1541 in der Weihnachtsnacht an der [[Pest]].
 
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Aktuelle Version vom 18. Mai 2022, 11:48 Uhr

Grunddaten zu Andreas Bodenstein
GND-Nummer(n) Datensatz nicht vorhanden oder nicht recherchiert
Namensvariante(n)
Geburtsdatum 1486
Geburtsort Karlstadt
Sterbedatum 24.12.1541
Sterbeort Basel

Vita

Nach Wikipedia --A.D. 20:32, 11. Jun. 2013 (CEST).

B. ist der Vater des Arztes Adam von Bodenstein.

Wittenberg

Als Sohn eines Kellermeisters in Karlstadt geboren, immatrikulierte er sich 1499 an der Universität Erfurt. Er wechselte an die Universität Köln, wo er mit den Gedanken des Thomas von Aquin vertraut gemacht wurde. Daraufhin begab er sich 1505 an die Universität Wittenberg. Ab 1507 war er Dozent an der Wittenberger Universität. Dort setzte er sich vor allem mit den Schriften Wilhelm von Ockhams auseinander. 1510 promovierte er im Fach Theologie. Er wurde Professor der Theologie und Diakon an der Stiftskirche Allerheiligen, die zur Universität gehörte. Martin Luther wurde unter Karlstadt promoviert.

Durch die Lektüre von Staupitz und Augustinus entwickelte er eigene reformatorische Ansätze. Wie Luther ging er in Opposition zum Papst. Seiner Meinung nach hat kein Mensch, auch nicht der Papst, das Recht, die Bibel nach eigenem Ermessen auszulegen. Gemeinsam mit Luther schrieb und disputierte er 1519 in der Leipziger Disputation gegen den katholischen Theologen Dr. Johannes Eck, dem er jedoch rhetorisch nicht gewachsen war. Für eine kurze Zeit wirkte er in Dänemark, kehrte aber bald nach Wittenberg zurück.

1521/22 kam es zur Wittenberger Bewegung. Luther befand sich auf der Wartburg, und Karlstadt trieb – zusammen mit Johann Drach – die Reformation in Wittenberg voran. Er predigte gegen die Bilder(verehrung), den Zölibat und für ein Abendmahl in beiderlei Gestalt. Im Gegensatz zur damaligen Praxis sollten Brot und Wein – und nicht nur Brot – an die Gemeinde ausgeteilt werden. Zum Weihnachtsfest 1521 feierte Karlstadt in weltlicher Kleidung einen Gottesdienst mit Abendmahl in beiderlei Gestalt und hielt seine Predigt auf Deutsch.

Durch seine anstachelnden Predigten kam es im Februar zum Bildersturm. Der Rat der Stadt wusste auf die Predigten Karlstadts keine Antwort, und auch Melanchthon war in den theologischen Aussagen unsicher. Karlstadt berief sich nämlich nicht mehr nur auf die Bibel, sondern auch auf eine geistige Berufung. Das Verhältnis von Geist und Schrift war bei Melanchthon zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollständig ausgearbeitet.

Der Rat rief nach Luther, der die Unruhen beenden sollte. Luther kam gegen den Rat des Kurfürsten Friedrich von der Wartburg und hielt im März 1522 in Wittenberg seine Invokavitpredigten. Darin bezeichnete er die Reformationen Karlstadts als gut, kritisierte aber dessen Umsetzungen. Karlstadt nehme in seiner Reformation keine Rücksicht auf die Schwachen. Nach diesen Unruhen legte Karlstadt seinen Prälatenrock ab und kleidete sich mit dem Bauernrock. Auch den Doktortitel legte er ab und ließ sich von da an Bruder Andreas nennen. Luther erwirkte für Karlstadt ein Kanzelverbot sowie eine Zensur seiner Schriften. Er musste Wittenberg verlassen und ging nach Orlamünde.

Orlamünde

1523 ging Karlstadt als Pfarrer ins sächsische Orlamünde. Dort führte er die Reformation, unterstützt durch die Gemeinde, in seinem Sinne durch. Karlstadt reformierte die Liturgie, schaffte die Kindertaufe ab und entfernte Orgel und Heiligenbilder. In vielen Punkten wie der Bilderfrage und der Abendmahlsfrage ähneln seine Positionen denen Zwinglis und Calvins. Kurze Zeit stand er auch mit den Zwickauer Propheten und Thomas Müntzer in Verbindung, lehnte jedoch Gewalt als Mittel der Reformation ab. Die Gemeinde in Orlamünde verhielt sich in den Bauernunruhen entsprechend passiv. In der Ablehnung von Gewalt und in der Konzeption einer abseits der Welt stehenden Gemeinde ähnelten seine Positionen auch denen der ab 1525 in Erscheinung tretenden Schweizer Täufer. Im August 1524 kam es zu zwei heftigen Streitgesprächen mit Luther in Jena und Orlamünde. Im selben Jahr wurde er aus Sachsen vertrieben.

Weitere Stationen

Obwohl Karlstadt ein Bündnisangebot Thomas Müntzers abgelehnt hatte, musste er nach der Niederschlagung der Aufstände fliehen. Luther erwirkte für ihn politisches Asyl in Sachsen, nachdem Karlstadt seine Abendmahlslehre widerrufen hatte. 1529 kehrte er Sachsen endgültig den Rücken. In Norddeutschland traf er auf Melchior Hofmann, einen Täufer. Auch ein Aufenthalt in Pilsum in Ostfriesland ist historisch zu belegen. Sein gesamter Aufenthalt in Ostfriesland beschränkte sich auf acht Monate.

Schweiz

1530 erneut auf der Flucht, ging Karlstadt nach Basel und Zürich. Für ein Jahr hatte er eine Pfarrstelle in Altstätten inne. Auf Fürsprache Heinrich Bullingers wurde er 1534 Professor und Pfarrer in Basel. 1537 war er Rektor der Universität Basel. Nach einem bewegten Leben starb er dort 1541 in der Weihnachtsnacht an der Pest.

  • Wilhelm Kühlmann / Joachim TelleDer Frühparacelsismus. Erster Teil. (Corpus Paracelsisticum Teil 1. Dokumente frühneuzeitlicher Naturphilosophie in Deutschland) (Frühe Neuzeit, Bd. 59), Tübingen 2001. (detaillierte Ansicht)